Growzelt optimieren (Teil 3): Lichtintensität, DLI/PPFD & Canopy-Management
PPFD messen, DLI verstehen, Licht gleichmäßig verteilen und das Blätterdach managen. So holst du mehr Ertrag und Qualität aus deinem Indoor-Setup.
1) Grundlagen: PPF, PPFD & DLI kurz erklärt
- PPF (µmol/s): Gesamtlichtmenge, die eine Leuchte abgibt. Steht im Datenblatt.
- PPFD (µmol/m²/s): Licht, das am Blatt ankommt. Entscheidend für Wachstum.
- DLI (mol/m²/Tag): Tageslicht-Integral = Gesamtdosis über den „Tag“.
Faustformel: DLI = (PPFD in µmol/m²/s) × (Stunden) × 3600 ÷ 1.000.000.
Warum wichtig? PPF sagt, was die Lampe kann. PPFD/DLI sagen, was die Pflanze wirklich bekommt.
2) Richtig messen: so entsteht deine Lichtkarte
- Messraster legen: Zeltfläche in 20–30 cm-Quadrate aufteilen; in jedem Feld PPFD messen.
- Höhe & Dimmer variieren: Nach jeder Änderung erneut messen, bis die Uniformität passt.
- Mitte vs. Rand: Zu hohe Mitte, schwache Ränder? → Leuchte etwas höher hängen oder leicht dimmen und näher heran, bis die Verteilung harmonisch ist.
- Messgeräte: PAR-Meter sind ideal. App-Lösungen taugen nur für grobe Trends.
- Dokumentieren: Eine einfache Lichtkarte (Skizze/Spreadsheet) hilft beim Reproduzieren.
3) Zielbereiche: typische DLI-Spannen (Orientierung)
- Anzucht/Jungpflanzen: niedrige DLI (z. B. 6–12 mol/m²/d) → sanfter Start.
- Blattgemüse/Kräuter: moderat (z. B. 12–20 mol/m²/d).
- Fruchtende Kulturen (Tomate, Chili & Co.): höher (z. B. 20–30 mol/m²/d).
Wichtig: Konstanz schlägt Extremwerte. Steigere Lichtdosen schrittweise und beobachte die Pflanzen.
4) Dimmen, Abstand & Photoperiode: der sanfte Weg
- Eingewöhnung: Lichtleistung in 10–20 %-Schritten erhöhen, jeweils 2–3 Tage beobachten.
- Abstand: Zu nah = Hotspots/Blattstress; zu weit = Streckwuchs. Nutze die Hersteller-Empfehlung als Startpunkt, feine Abstimmung per Messung.
- Timer/Photoperiode: Verlässliche Zeitschaltuhr. Wer kann, nutzt Controller-Features wie Sunrise/Sunset, um Stressspitzen zu vermeiden.
5) Gleichmäßigkeit erhöhen: so vermeidest du Hotspots
- Bar-LEDs verteilen Licht oft homogener als Punktquellen.
- Leichte Off-Center-Montage kann Ränder füttern, ohne die Mitte zu übersteuern.
- Reflektierende Wände (Mylar/weiß) sauber halten; Kabel & Geräte so führen, dass sie kein Licht „schlucken“.
- Cross-Lighting: In größeren Setups mehrere Leuchten etwas weiter auseinander – überlappende Felder glätten die Karte.
6) Canopy-Management: Fläche nutzen statt Höhe verschenken
- Trellis/Netzführung: Triebe auf eine Ebene lenken → gleichmäßige PPFD am Blätterdach.
- Low-Stress-Training (Biegen/Binden): Seitentriebe fördern, Hotspots entschärfen.
- Toppen/Pinzieren (gezielt): Mehr Terminalpunkte, breiteres Dach.
- Selektives Entblättern: Nur wo Blätter echte Schattenmacher sind; maßvoll, mit Erholungszeit.
- Pflanzenabstand: Zu dicht = Feuchteinseln & Schatten; zu weit = ungenutzte Fläche.
7) Klima mitdenken: Licht braucht Luft
Mehr Licht → mehr Transpiration. Plane:
- Umluft (sanfte Brise) gegen Mikroklima-Taschen.
- Abluft dimensionieren, Unterdruck halten.
- Luftfeuchte/Temp stabilisieren; große Sprünge vermeiden.
- Nährlösung/Wasser kann bei höheren Lichtdosen häufiger nötig sein – Beobachtung ist Pflicht.
8) Diagnose: zu viel oder zu wenig Licht?
- Zu viel: Blattaufhellung/“Bleaching“, eingerollte Blattränder („Taco“), gestauchter Wuchs. → Dimmen, Abstand erhöhen, Klima prüfen.
- Zu wenig: Streckwuchs, schmale Internodien, blasse Farbe, langsamer Zuwachs. → Abstand verringern, dimmen hoch, Uniformität verbessern.